WASENBOURG

L'Antiquité au Wasenberg

Antike auf dem Wasenberg

Vorwort zum Thema

    Man hebt es nie genug hervor, und was einzigartig ist in der Region: auf dem Ort der Wasenbourg und des Wachtfelsens begegnen sich Antike und Mittelalter.

Wie soll man diese Besonderheit hervorheben?

    Es wäre wünschenswert, die Präsentationen und die Besuche dieses Juwels unseres historischen und archäologischen Erben zu bekräftigen und zu modernisieren!

    Während von den ehrenamtlichen Fremdenführern des Vereins „die Freunde der Wasenburg“ viele Informationen über die Burg und ihre mittelalterliche Zeit gegeben werden, wird wenig Wissen über die Antike vermittelt. Daher erschien es uns wichtig, die keltische und römische Vergangenheit des Ortes und der Region zu erforschen und weiterzugeben, indem wir das folgende Thema entwickeln: „die Antike aus der Höhe und rund um die Wasenburg und des Wachtfelsens – fast 1000 Jahre Geschichte“.

    Es wäre auch mit Sicherheit der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden!

    Die deutliche Zunahme der Besucher spricht dafür, dass der Zeitraum der Verbreitung von Wissen über die heimatnahe Antike günstig ist. Die Pandemie und ihre Einschränkungen begünstigen in der Tat lokale Ausflüge, weil sie das weite Reisen erschweren. Ein junges Publikum, allein oder mit seinen Lehrern, könnte so vor Ort ein „kleines kulturelles Gepäck“ aufbauen, das es erweitern und nutzen könnte, wenn es erneut zu den großen antiken Stätten in Europa oder anderswo hinreist.

In welcher Absicht?

    Es ist unser Wunsch, den Besuch der Wasenburg und des Wachtfelsens ansprechender und schöpferischer zu gestalten. Man möchte dem breiten Publikum, Wissen über ihre Antike, bzw. über ihre keltischen, germanischen und römischen Wurzeln vermitteln. Neben dem mündlichen Erzählen ist vorgesehen auch die Technik des QR-Codes und andere angepasste, moderne Lehrmittel einzusetzen.

    Die Narration: „die Antike aus der Höhe und rund um die Wasenburg und des Wachtfelsens – fast 1000 Jahre Geschichte“ ist sowohl für die Fremdenführer als auch für die Wanderer gedacht.

Was ist unser Stil und sind unsere Abgrenzungen?

    Es wurde eine gewisse Distanz zur üblichen Darstellungsweise der Antike eingenommen: keine Erwähnung der Zivilisation von Hallstatt oder La Tène, keine Darstellung vom Hochrömischen Reich, Niederrömischem Reich, von den Dynastien oder der Herrschaft solcher oder solcher Kaiser“… Auch die Bezeichnung Römisch wurde dem Gallisch-Römisch in der Erzählung bevorzugt. Eine gewisse Schlichtheit und ein auf Lebendigkeit abzielender Stil wurden einer eher akademischen Darstellung vorgezogen. Jeder Führer, je nach Stimmung, Publikum, wieviel Zeit es vor Ort hat, kann sich dementsprechend das Thema während der Präsentation ganz oder teilweise anpassen.

    Wir sind auch keine Fachleute, daher sind wir immer für konstruktive Kritik offen. Sollten Historiker, Archäologen oder andere Männer und Frauen der Kunst beim Lesen oder beim Zuhören dieser Lektüre auf Ungenauigkeiten stoßen, würden wir uns freuen, wenn sie diese uns mitteilen würden. Sie werden „hic et nunc“ (hier und jetzt) korrigiert.

Wie sind wir bei unserem Schreiben vorgegangen?

Der Grundgedanke der Arbeit ist, „Daheim zu bleiben“, von der Spitze des 433 Meter hohen Wasenbergs aus, die großen Züge einer fast 1000-jährigen Geschichte „Rund Um“ zu erzählen. Die Antike beginnt beim Wachtfelsen und der Wasenburg und endet auch bei diesen.

Zuerst musste der räumliche bzw. zeitliche Rahmen der Geschichte festgelegt werden:

Der Raum: lokal wurde ein Radius von 50 km um die Wasenbourg gezogen. Zwei Skizzen, die Spuren der keltischen und römischen Antike darstellen, wurden gezeichnet. Weiter fort wurde das traditionelle Lebensbecken, d.h der Oberrhein berücksichtigt. Man hat, inspiriert vom Atlas des Oberrheins, ein beeindruckendes Referenzinstrument, eine Karte der Völker und der Toponymie der Antike hergestellt.

Die Zeit: Unsere Narration umfasst mindestens 800 Jahre Geschichte zwischen dem Ende der Eisenzeit und der Besetzung des Oberrheins durch die Alemannen und die Franken. Um sich nicht in den Jahrhunderten zu verlieren, wurde eine Chronologie hergestellt, die jederzeit während der Erzählung eingesehen werden kann.

Die Ausgangspunkte der Narration sind die „Antiken Überreste“ des Ortes und deren entsprechenden Informationen, wie folgt:

– Die Zeichen eines möglichen frühgeschichtlichen Baus auf der Landzunge des Wasenbergs und die Rolle als Wachtposten des Wachtfelsens in der Keltischen Zeit sowie das industrielle Erbe der Ebene inspirierten uns, über die Eisenzeit zu erzählen. Die römischen Ausgrabungen des Ortes und der Umgebung veranlassten uns, den römischen Teil in der Erzählung herauszuarbeiten; darunter ein spezifisches Kapitel über Cäsars Gallischen Krieg, weil es ein starker historischer Meilenstein zur Epoche am Oberrhein darstellte;

Der Ex-Voto an Gott Merkur in dem Felsen der Burg von Severinius Sattulinus inspirierte uns über die keltischen Völker, über die Götter, die römische Staatsbürgerschaft und insbesondere über ein Volk zu dem Severinius gehörte: die Triboci zu schreiben;

– Der Wachtfelsen, ein Wachtturm oder „Specula“ für die römischen Soldaten und die Informationen über eine Präzenz der 8. Legion in der Gegend, veranlassten uns, darüber zu sprechen aber auch über die Legion als ein Ganzes und über den Teil des Römischen Reiches, den sie zu verteidigen hatte, zu berichten;

Indem wir die Botschaft, die diese Zeugen der Antike hinterlassen haben, extrapolierten, konnten wir unser Untersuchungsfeld erweitern. Nicht nur Recherchen in den Büchern, sondern auch unsere Beobachtungen während den Wanderungen in der Gegend, haben dies erlaubt, aber unendlich bescheidener als unsere illustren ehrenamtlichen Vorgänger («More Majorum“ oder „wie es die Ältesten schon taten“), wie zum Beispiel Herrn Charles Matthis, Amateurarchäologe und Amateurhistoriker, Präsident des Vogesenclubs von Niederbronn-les-Bains zu Beginn des letzten Jahrhunderts.

Unsere Arbeit ist daher folgenderweise strukturiert:

-Die eigentliche Erzählung:  

    Sie umfasst einen geografischen Überblick, einen Punkt der keltischen und römischen Situation und drei Focus : das Ende des keltischen/gallischen Eisenalters, die Siedlungen und Völker dieser Epoche, darunter die Triboci, die römische Legion und besonders die VIII Légion. Skizzen und eine Karte bereichern, wie angegeben, das Gesamtverständnis.

-Die Anhänge:

    Ein Einblick in den Gallischen Krieg von Julius Cäsar sowie eine an die Hauptgeschichte angepasste Chronologie; eine Bibliografie mit Hinweis auf unsere Quellen;

-Dieses Vorwort:

    Das sinnvoll unsere Thematik der Antike daheim im „Ländel“ vervollständiget.

Silbermistel, heilige immer grüne Pflanze der Kelten, heute ein Glücksbringer, mit der Wasenburg im Hintergrund

    Wir hoffen, dass unsere Präsentation durch eine Nutzung des QR-Codes bald ermöglicht wird.

    Es war für uns klar und wichtig dieses Dossier ins Deutsche zu übersetzen, damit alle Besucher links und rechts des Rheins Zugang zu der Geschichte haben und sich über den Besuch einer so reichen gemeinsamen vorchristlichen Vergangenheit freuen können.

    Abschließend richtet sich ein Aufruf an alle Freiwilligen, die die Technik moderner Lehrmittel beherrschen. Sie könnten dem Verein helfen, alles zu vertonen, damit die Partitur schön klingt! „Deo Juvante “!

Literaturverzeichnis und andere Quellen

Die Werke, die herangezogen wurden, um „Die Antike aus der Höhe der Wasenburg und des Wachtfelsens, fast 1000 Jahre Geschichte“ und deren Anhänge (Gallischer Krieg und gezielte Chronologie) zu schreiben, erscheinen hier in alphabetischer Reihenfolge. Eine besondere Erwähnung gilt dem spannenden zweisprachigen Atlas des Oberrheins, der kürzlich erschienen ist (2020). Auch das Wandern in der Gegend war sehr aufschlussreich … sowie der Besuch französischer und deutscher Museen, deren Referenzen unter den Abbildungen erscheinen.

– les Annales de Tacite (die Annalen des Tacitus), Classique Folio ;

– l’Atlas Historique du Rhin Supérieur/der Oberrhein: ein historischer Atlas, Straßburger Universitätsverlag;

– Aux Origines des Alsaciens et des Lorrains (Ursprünge der Elsässer und Lothringer) von Nicolas Mengus, éditions la Nuée Bleue;

– De Bello Gallico, Caesar, lateinische Klassiker Schöningh;

– L’Enquête d’Hérodote (Historien, das Gechichtswerk des Herodot), éditions la Pléiade nrf;

– Le génie celtique et le monde invisible (das keltische Genie und die unsichtbare Welt) von Léon Denis, Ink book éditions;

– La guerre des Gaules (der Gallische Krieg von Julius Cäsar), Classique Folio ;

– Vercingetorix von Camille Jullian, éditions Texto ;

– Die beeindruckende Zusammenstellung dessen, was wir über unsere schöne Ruine wissen: „Wasenbourg, si tu m’étais contée…“ de Jean Salesse – les Amis de la Wasenbourg- (Verein der Freunde der Wasenburg);

– Die Website des Straßburger Fremdenverkehrsamtes für Führungen und insbesondere das römische Strasbourg: Argentoratum;

–  Wikipedia FR und ALL, einfach nur um, von Zeit zu Zeit diese oder jene Information, zu lesen.

Vincent Fuchs

Ami de la Wasenbourg

Januar 2022

Die Antike aus der Höhe und rund um die Wasenburg und des Wachtfelsens - fast 1000 Jahre Geschichte

Bild des Forums in Rom, fotografiert vom Autor, 2011

Oft werden die Jahrhunderte verwechselt, wenn wir über die Antike in Europa sprechen; wenn wir an die Kelten, die Gallier, die Germanen, die Römer, die Gallische-Römer denken … wenn wir Rom, die ewige Stadt, und ihre gallischen Eroberungen zitieren: Gallia Cisalpina , die Provinz Narbonensis, Aquitania, Gallia Belgae, Gallia Celtica oder Celtique (nein, es ist nicht unser gutes lokales Wasser), Germania, Britannia … wenn wir die Jahre und Jahrhunderte vor und nach Jesus Christus datieren, die der modernen Ära… Ja, alles geht ineinander über und bringt uns durcheinander!

Um also klar zu sehen, ist es wichtig, diese „alten Zeiten“ in unserer Gegend zu erläutern. Man muss nicht an den Tiber nach Rom fahren oder nach Orange in der Provence das Antiktheater zu bewundern oder nach Pyrène (Heuneburg) bei Sigmaringen an der Donau, um die Überreste der größten keltischen Stadt nördlich der Alpen zu bestaunen. Wenn wir zunächst von der „lokalen“ Antike ausgehen, sind wir besser gerüstet, um die Antike später anderswo in Europa zu erforschen, sogar in Kleinasien oder in Afrika. Interessieren wir uns einfach für die keltischen und römischen Überreste der Wasenbourg, aber auch ringsum an diejenigen die uns bekannt sind. Sie sagen und lernen uns viel mehr als wir denken!

Bereit für einen kleinen Überblick? Da wir den Wachtfelsen nicht besteigen können, wir bedauern es, da er sowohl bei den Kelten als auch bei den Römern ein Aussichtspunkt war, werden wir die Umgebung und den Horizont von der mittelalterlichen Burg aus besichtigen. Dieses Gebäude, das in unserer Geschichte oft als Wahrzeichen dienen wird, existierte in der Antike nicht, es wurde Jahrhunderte später gebaut. Es ist wichtig, diesen Punkt im Auge zu behalten.

 

Foto von einem der gotischen Fenster der Wasenbourg, 2021.

Der Standort der Wasenbourg erstreckt sich über den Wasenberg im Piemont der Nordvogesen, er liegt 433 m über dem Meeresspiegel; von seinen Höhen wollen wir sehen, wie weit unser Blick reicht! Wir erkennen, dass er die ganze Ebene darunter umfasst, die Ausläufer des Vogesenmassivs, den Hagenauer Forst bis zum Schwarzwald. Wir erkennen die Zugänge zum „Über-Wald“, das silberne Band des Rheins, das Land auf beiden Seiten des Flusses, die Silhouette des Straßburger Münsters. Im Übrigen müssen wir uns vorstellen, was wir visuell nicht wahrnehmen können. Denn dieser Teil grenzüberschreitendes Territorium wird unser Studiengebiet ausmachen. Modern ausgedrückt könnte man sagen, dass er einen Teil des Eurodistrikts PAMINA (Pfalz- Mittlerer Oberrhein – Nordelsass) ist, aber wir bevorzugen den Namen der Geographen, die von ihm als Oberrhein sprechen. Hier ist die Karte:

Diese Karte wurde vom Autor gezeichnet auf Grundlage der Karten des Historischen Atlas des Oberrheins. Anzumerken ist, dass die Niederbronner Partnerstadt Bad Schönborn bei Karlsruhe nicht auftaucht, weil es dort im Gegensatz zu Baden-Baden keine Spuren römischer Bäder gibt. Seine Hydrotherapie begann im 18. Jahrhundert.

Nachdem wir unseren geografischen Raum auf diese Weise abgegrenzt haben, können wir nun leichter das Leben der Menschen, die da lebten, schildern.

Wir können es kaum erwarten, sie zu treffen! Dazu gibt es nichts Besseres als einen Punkt der historischen Situation zu machen; Es wird notwendig sein, uns mit Geduld zu wappnen, denn es umfasst mehr als 800 Jahre des Lebens unserer Vorfahren.

Wenn Sie es eilig haben oder sofort die entsprechenden Jahrhunderte wissen möchten, gehen Sie direkt zu Anhang 1. CHRONOLOGIE! Ansonsten…

    Die Narration über „die Antike aus der Höhe der Wasenbourg und des Wachtfelsen, fast 1000 Jahre Geschichte“ ist Teil der unten erwähnten Abfolge von historischen Ereignissen :

Von 450 v. Chr. bis zur römischen Eroberung: Ende der Eisenzeit.

-450 : Maximale keltische Migration und Expansion in Europa;

Vollständige Beherrschung der Eisenmetallurgie, Entwicklung von Flachlandbesiedlungen und einige Bauten auf mittlerer Höhe;

-390 : Plünderung Roms durch den gallischen Häuptling Brennos ;

-125 bis -118 : Eroberung Südgalliens durch die Römer Ahénobarbus ;

-113 bis -102 : Invasion Galliens durch die Germanen : Kimbern und Teutonnen;

ab 58 v. JC bis 52 v. JC : Eroberung des keltischen Galliens, Aquitaniens und Belgiens durch Julius Cäsar; -55 : die Römer überqueren zum ersten Mal den Rhein;

Vom 1. Jahrhundert bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.: Pax Romana und Frieden/Konflikte im Wechsel.

Aufeinanderfolgende territoriale Verwaltungen und Reorganisationen des Oberrheins und des gesamten von Rom eroberten Teilen Germaniens und Britanniens durch die Kaiser oder ihre Vertreter;

Entwicklung und Romanisierung der Städte und Landschaften der eroberten Gebiete;

212 n. Chr JC : Edikt Kaisers Caracalla zur Verleihung des römischen Bürgerrechts in den eroberten Gebieten des Reiches;

Verteidigung und Sicherheit von fern zu nah: von der Donau über den Neckar bis zum Rhein, der zur Grenze wird; allmählicher Niedergang des Weströmischen Reiches;

406 und 496 : Ansiedlung der Alemannen am Oberrhein, dann Besetzung durch die Franken.

 

Keltische Eisengegenstände, fotografiert vom Autor, im Keltenmuseum Heuneburg in Deutschland, 2017.

Sehen oder hören Sie die Dietrich-Gießerei unten am Fuße der Wasenbourg? Sehen Sie in der Ferne die Alstom-Werke in Reichshoffen? Die ganze Region zwischen Rhein und Vogesen ist heute berühmt für ihre Landwirtschaft und Industrie. Auch in der Antike waren die frühgeschichtlichen Völker, einschließlich der Kelten, hervorragend in der Landbewirtschaftung und in der Eisenmetallurgie. Dieses Know-how hat es auch ermöglicht, ihre Wanderungen in Europa zu verfolgen und zu datieren. Aus dem 4., 5. Jahrhundert v. Chr. stammt ihre maximale Ausdehnung; von den Donauregionen sowohl in Richtung Ankara in der Türkei als auch in Richtung der italienischen oder hispanischen Halbinsel; oder bei uns zwischen Rhein und Vogesen, davon zeugen die Analysen von Verschlackungsresten alter Schmieden in Entzheim, Geispolsheim, Saverne und vielen anderen Orten.

Ausgestattet mit dieser lokalen Besonderheit können wir unsere Vergangenheitsbetrachtung am Ende der Eisenzeit (um 450 v. Chr.) zur Zeit der größten keltischen Expansion in Gallien beginnen. Wir werden es vor dem allmählichen Untergang des Römischen Reiches einige tausend Jahre später enden. In der Zwischenzeit hatte die Eroberung Galliens (von 58 v. Chr. bis 52 v. Chr.) durch Julius Cäsar (geboren 100 v. Chr. und gestorben 44 v. Chr.) die gallischen Stämme mehr oder weniger befriedet und die wenigen germanischen Völker, die es gewagt hatten, sich am linken Rheinufer anzusiedeln, gestoppt.

Wenn Sie mehr über die Eroberung Galliens durch die Römer erfahren möchten, können Sie Anhang 2 konsultieren: Der Gallische Krieg.

Das Dokument ist inspiriert von Julius Cäsars „Bestseller“: „De bello Gallico “. Es ist ein Bericht über die siegreichen Schlachten, in denen er sein militärisches Genie zur Schau stellt, aber es ist auch eine Abhandlung über das Leben der Gallier, Germanen und Bretonen in Großbritannien, ihre Sitten und ihre Institutionen.

Der Eroberung folgte die lange „Pax Romana“: ein bewaffneter Frieden bis ins 4./5Jahrhundert nach Christi.

Skizze des Autors, die die römischen Überreste zeigt, die er während seiner jüngsten Wanderungen sehen oder verfolgen konnte.
Thermalbäder von Niederbronn-les-Bains; Foto vom Autor, 2021.

Diese Situation, in der die bewaffneten Konflikte begrenzt und kurz waren, hatte es ermöglicht, die bestehenden Städte wie Argentorate (Straßburg) zu romanisieren und die ländlichen Gegenden zu urbanisieren. Die Bäder von Niederbronn, die kleine handwerkliche Agglomeration von Reichshoffen oder die „ Villae “ ( Bauernhöfen) im Oberbronner Frohret- Wald bezeugen diese Entwicklung. Wir könnten auch Lembach und Langensoultzbach erwähnen, wo Stelen römischer oder keltischer Gottheiten in der Kirche auf die Existenz eines kleinen Tempels hinweisen könnten; sowie in dem nahen Departement der Mosel: die kleine Römerstadt Bliesbruck.

Alle diese Orte waren durch Wege oder Straßen miteinander verbunden, die von den Legionen unterhalten wurden, wenn sie militärischer Natur waren. Von diesen Straßen gibt es stellenweise noch Pflaster, wie z.B. in Ingwiller auf der Strecke: Saarbrücken (Vicus Saravus) – eine Passage über die Nordvogesen nach Aquae Niederbronn – Saverne (Tres Tabernae). Es ist davon auszugehen, dass die 8.Römische Legion, um nur diese Einheit zu nennen, die nachweislich die Nordvogesen überquert und die Stätte Wasenbourg passiert hat, diese strategische Mission hatte. Es ging für sie die Vogesenbarriere zu kontrollieren und den Handel in absoluter Sicherheit zu ermöglichen. Es wird noch viele weitere Missionen zwischen den Vogesen und dem Rhein für die Legion geben, bis ins 4/5.Jahrhundert, wo es ihr nicht mehr gelang, den unaufhörlichen Einfällen der Germanen zu widerstehen. 406 n.Chr ließen sich die Alamannen endgültig am Oberrhein nieder; gleichzeitig kamen die Franken ins Reich, darunter Clovis, einem ihrer Könige, die legendäre Figur des Gründers Frankreich. Clovis … Clodeweg … Ludwig … Louis. Ja, daher Louis, einem vielverbreiteten Vornamen der französischen Könige! Aber das ist eine andere Geschichte !

Sind Sie bereit, nachdem wir diese fast tausend Jahre alte Vergangenheit in groben Zügen skizziert haben, einige emblematische Facetten dieser großartigen Geschichte zu entdecken?

 

Foto des Wachtfelsens, aufgenommen vom Autor im Herbst 2021.

Das, liebe Besucher, bieten wir Ihnen jetzt an. Dazu richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das Ex- Voto des Triboci-Bürgers Severinius Sattulinus, auf den Wachtfelsen und auf die Spuren der 8.Legion an diesem Ort. Durch diese Zeugen der Vergangenheit werden wir drei faszinierende Aspekte der Antike entdecken: die keltische und gallische Eisenzeit, die frühgeschichtlichen Bevölkerungen einschließlich des Stammes der Triboci und die römische Legion.

Erster Spot: die Eisenzeit und ihre Zeugen

Die Menhire und Dolmen sowie die Tumuli des Hagenauer Forsts, die zum größten Teil aus der Bronzezeit (2000 bis 800 v. Chr.) datieren, verdienen sicherlich eine gesonderte Untersuchung.  Für uns ist dennoch das Zeitalter danach, zwar die Eisenzeit von viel größerem Interesse. Hauptsächlich in den letzten Jahren dieses historischen Zeitalters, ab 450 v. Chr., als die Kelten die unbestrittenen Herren Galliens wurden.

Statue von Vercingetorix, fotografiert vom Autor im Nationalen Archäologischen Museum von St. Germain-en-Laye, 2017.

Wir hatten es bereits zu verstehen gegeben, galten die Kelten, wie die Griechen sie nannten, oder die Gallier, wie die Römer sie nannten, zu ihrer Zeit als stürmische Krieger und vor allem als Eroberer. So plünderte der gallische Führer Brennos, 390 v. Chr. Rom; die römischen Legionen, die später in Gallien einmarschieren werden, erinnerten sich sicher, an diese „Gallier alter Prägung“, die ihre Vorfahren zum Klang ihrer Kriegstrompeten terrorisiert hatten! Die Gallier waren auch sehr erfinderische und ausgezeichnete Handwerker. Viele klassische Schriftsteller bezeugen dies, wie etwa der Grieche Herodot

(480 v. Chr. bis 425 v. Chr.) oder der Lateiner Titus-Livius (59 v. Chr. bis 17 v. Chr.), sowie auch Julius Cäsar. Die Eisenmetallurgie war, wie bereits erwähnt, das Markenzeichen der Gallier. Da es aufgrund der Qualität des Bodens nicht an Ackerland in der Region fehlte, entwickelte sich sehr schnell ein Siedlungsraum im Flachland mit einer großen Vielfalt von Dörfern und Weilern; es wurden Werkzeuge aber auch Waffen gebraucht, um Ländereien zu verteidigen oder sie von Nachbarn zu erwerben. Die Rivalitäten zwischen gallischen Stämmen waren legendär, oft tödlich. Es entstanden auch bewohnte Konstruktionen in den Höhen, wie der „Pandurengrabenin der Nähe des Col de Saverne.

Wie oft sind wir bei unseren Wanderungen in den Vogesen auf die Überreste dieser frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen gestoßen:

Skizze des Autors mit Hinweis auf die frühgeschichtlichen "Überreste", die er während seiner Wanderungen sehen oder verfolgen konnte.
Kastelring-Befestigungsanlagen oberhalb von Lampertsloch fotografiert vom Autor.

Sehen wir um uns herum! Schauen Sie bitte gleich gegenüber des Wachtfelsens: da liegt der Ziegenberg, ein ehemaliges Keltenlager; im Westen in der Nähe von Philippsbourg haben wir die frühgeschichtliche Umwallung des Hausbergs; Richtung Norden, seitlich der gut sichtbaren Drachenbronner Radarkugel liegt der Standort Kastelring: ein weiteres Keltenlager. Ein Dutzend Kilometer von der Wasenbourg entfernt sind die Wälle des Maimonts von Niedersteinbach/ Wengelsbach; letztendlich gegen Osten am Rhein in Leutenheim (siehe die Karte des Oberrheins, um dieses Dorf zu lokalisieren) findet man einen magischen Ort namens Hexenberg / Heidenberg; es handelt sich hier um einen protohistorischen befestigten Hügel, der den Kelten erlaubte den Überschwemmungen des Flusses zu entweichen.

Diese uralten Konstruktionen sind alle gleich gebaut: aus Erde, Stein und Holz. Man entdeckt sie während den Wanderungen am Vorhandensein eines Damms, man vermutet Wälle. An den ersten Ausläufern des Schwarzwaldes begegnen wir ähnlichen Resten von Befestigungsanlagen. Charles Matthis (1851-1925), ein Niederbronner Amateurarchäologe aus dem letzten Jahrhundert, schrieb zu Recht, dass man damals gebaut hat, um zu schützen, zu beten oder um zu überwachen (wie vom natürlichen Felsen des Wachtfelsens aus), aber auch um ein Territorium mit seinen Durchdringungsachsen zu kontrollieren (wie hier unten die Mündung des Falkensteinerbaches in die Niederbronner Ebene). Diese Konstruktionen setzten also militärische und religiöse Aktivitäten voraus, aber vor allem aufgrund dieses Sprichworts des gesunden Menschenverstands: „Wer die Höhen hält, hält die Tiefen“, setzten sie einen sicheren Handelsaustausch voraus. In der hiesigen Gegend: Lokaler Handel, sowie Handel mit dem Inneren Galliens und auf beiden Seiten des Rheins. Herr Matthis, der dem archäologischen Lehrpfad hinter der Burg seinen Namen gab, sah in diesen frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen der Kelten sogar die Anfänge kleiner Bergburgen wie unsere Wasenbourg

Voyez ici le Ziegenberg ou camp celtique déjà cité par notre Guide ; vers l’ouest l’enceinte protohistorique du Hausberg à Philippsbourg ; en face au Nord, du côté de la boule radar de Drachenbronn bien visible : le site du Kastelring/col du Wiep, près de Lampertsloch, un autre camp celtique. Nous pouvons aussi mentionner les remparts du Maimont de Niedersteinbach/Wengelsbach à une douzaine de kilomètres de la Wasenbourg ; ou plein Est près du Rhin les traces d’une grande colline fortifiée, le lieu-dit Hexenberg/Heidenberg de Leutenheim (voir la carte du Rhin Supérieur pour localiser ce village).

Wer sind die Vertreter dieser Zivilisation von Baumeistern, Kriegern, Priestern und Bauern in unserer Region? Sehen Sie sich bitte die Karte unten an, oder noch einmal die große Karte des Oberrheins am Anfang unserer Präsentation. Es wird ihnen helfen.

Wie wir es erwähnt haben, sind es Kelten oder Gallier, aber auch in geringerer Zahl Germanen, die alle später romanisiert wurden. Sie sind noch nicht Französisch oder Deutsch. Der Rhein war damals keine Grenze, er wurde verehrt („de Vatr Rhiin “), mit Respekt überquert wegen Malaria und seinen Überschwemmungen, aber die Menschen lebten auch davon; auf beiden Seiten des Flusses haben sie die gleichen Gewohnheiten, man kennt sich.

Karte, extrahiert vom Autor aus dem Klassiker: Julius Caesar Der Gallische Krieg. Die Namen der Stämme und ihren Standorten sind darauf zu finden.

Möchten Sie die Namen dieser Völker wissen? Sehen Sie sich dazu die rechte Ecke der Karte an; es handelt sich um die Mediomatrici und die Rauraci aber aber auch um kleinere Völker wie die Nemetes (nördlich von Wissembourg), die Leuci (in der Region westlich von St. Dié), die Aquenses (um Baden-Baden) und die Triboci. Wir haben das Glück, ein „Exemplar“ jenes Stammes auf der Wasenbourg zu haben. Es ist der Legionär Severinius Sattulinus, der seinen Namen auf einem der tragenden Felsen der Wasenburg hinterlassen hat. Wir werden daher uns bemühen, sein Volk näher kennenzulernen. Griechische und lateinische Schriften, vor allem aber die Archäologie werden uns immer wieder sehr nützlich sein, um all diese kleine Welt der Stämme und Clans, Klientelen und Verwandten kennenzulernen. Wir werden die Bewohner der bereits eroberten gallischen Provinzen Norditaliens oder Südfrankreichs nicht erwähnen, wir bleiben in unserer Region, die wir gemeinsam abgegrenzt haben.

Münze fotografiert vom Autor aus Camille Jullians faszinierendem Buch: Vercingetorix.

So erfahren wir von alten Historikern, dass am Vorabend der Eroberung Galliens, der großen keltische Stamm der Médiomatrici, nördlich einer fiktiven Linie Offenburg /Sélestat lebte, und dass ihre Siedlung bis zum linken Rheinufer ging. Die Rauraci waren südlich derselben Linie, mit der Besonderheit, dass sie auf beiden Seiten des Rheins lebten. Die Stämme sind in „Civitas “ (Territorium und Hauptstadt) und in „Pagi“ (Bezirke, die Krieger stellen) gegliedert. Sie werden von einem gewählten ersten Magistrat „dem Vergobret“, der ein Druide sein kann, angeführt. Der Vergobret wird von einem Senat aus der Aristokratie unterstützt. Diese noble Klasse von Kriegern oder Priestern las und schrieb Griechisch, später Latein, sie schrieb aber nicht in einem „gallischen Alphabet“. Die Stämme, waren mit einer spezifischen Währung identifizierbar. Die Münzen wurden in ihrem jeweiligen Territorium allgemein verwendet: Ebermünzprägungen unter den Mediomatrici und behelmter Kopfprägungen unter den Rauraci. Sie fühlten sich als Gallier. Ein Ereignis lehrt es uns: als im August 52 v. Chr. Vercingetorix der Häuptling der Arvernen eine Hilfsarmee aufruft, um die Einkreisung von Alessia durch die Römer zu durchbrechen, stellten die Médiomatrici, 5000 Mann und die Rauraci 1000 Mann zur Verfügung. Andere gallische Völker gaben keine bewaffneten Kontingente. Wir kennen das unglückliche Ergebnis für die Gallier und desaströse Schicksal für den tapferen Vercingetorix.

Zweiter Spot: „unsere berühmten Triboci “.

Antike Borne, später christianisiert, Meisenthal, fotografiert vom Autor 2019, die die Grenze zwischen Mediomatrici und Triboci materialisiert hätte.

Die Triboci, der Stamm des Severinius Sattulinus von der Wasenbourg, befanden sich in Richtung Süd/Osten der Region Hagenau-Straßburg. Als Germanen des Westens betrachtet, unternahmen die Triboci vor den Gallischen Kriegen häufige Einfälle in unsere Regionen auf der Suche nach gutem Land. Sie hatten die Mediomatrici gezwungen, sich nach Westen zurückzuziehen. Zunächst unter der Wirkung des Migrationsschubes des keltischen Stammes der Helvetier, dann des Feldzuges der Sueben in Gallien, löste sich die römische Militärintervention. Die Triboci schlossen sich der germanischen Armee an, die von Ariovist kommandiert wurde. Zuerst Verbündeter Roms, dann Gegner Caesars, Ariovist (-101 bis -54), der Oberbefehlshaber dieser konföderierten Armee, war König der Sueben: ein wichtiger Stamm, die Vorfahren der heutigen Schwaben. Er wurde im September 58 v. Chr. von den Legionen in der Nähe von Mulhouse geschlagen. Die Triboci befanden sich auf der Verliererseite, und verhandelten mit den Römern ihre Unterwerfung und „ihre Klientel“, wie man damals sagte. Sie erhielten die Erlaubnis, sich dauerhaft zwischen Wissembourg und Sélestat niederzulassen. Ihre Hauptstadt Brocomagus (heute Brumath) war im zweiten Jahrhundert nach Christus eine sehr blühende Stadt. Die Triboci besetzen lange Jahre militärische Vorposten im Dienste Roms entlang des Rheins, einschließlich Argentoratum, das Straßburg werden wird.

Antike Borne, später christianisiert, Meisenthal, fotografiert vom Autor 2019, die die Grenze zwischen Mediomatrici und Triboci materialisiert hätte.

Lateinische Historiker porträtieren die Triboci als ein Volk, dass germanisch spricht, das wie Kelten lebt und lokale Gottheiten verehrt. Archäologen zufolge hätten sie sich sehr schnell angepasst und akkulturiert. Als Beweis dafür:  die Namen bemerkenswerter Triboci, die auf Reskripten erwähnt werden; zur großen Überraschung der Forscher sind sie nicht germanisch, sondern lateinisch oder keltisch. Die Triboci wie alle nichtrömischen Bürger des Reiches, wurden erst im Jahr 212 n. Chr. dank des Edikts des Kaisers Caracalla vollwertige römische Bürger. Ein weiteres Zeichen ihrer schnellen Romanisierung ist der Kult des Merkur, dem Gott der Beredsamkeit, der Diebe und der Reisenden. Merkur wurde auch hier an diesem Ort angebetet. Die Archäologen haben nachgewiesene Überreste eines ihm gewidmeten Tempels, hier zwischen dem Wachtfelsen und der Wasenbourg, freigelegt. Merkur ist ein kleiner Gott griechischen Ursprungs namens „Hermes“. Er wird in Rom, wo es keinen eigenen Handelsgott gab, wenig geehrt. Es ist dieser geflügelte Gott, der am schnellsten mit keltischen und gallischen Gottheiten verschmolzen wurde. Er war eine Konkurrenz für die keltische Göttin „ Epona “ , Göttin der Reisenden wie Merkur, aber auch der Pferde und der Fruchtbarkeit. Merkur wurde auch in der Rheinebene zum Gegenstück von „Teutates “ oder dem Gott „Lug“: „Lugus Mercurius “, „Mercurius Gebrinius “, verehrt.

Merkurstele, photographiert im Museum Niederbronn-les-Bains im Jahr 2019
Epona Göttin der Pferde; Keltische Stele fotografiert vom Autor 2014 im Sumelocenna Museum Rottenburg BW

Wir verstehen jetzt viel besser, dass der Triboci Bürger Severinius Sattulinus, Merkur in sein Ex-Voto an der Wasenbourg hat eingravieren lassen. Ja, Severinius war wirklich ein Mann aus der Gegend und aus seiner Zeit: der perfekte „GaGeRo oder „„gallogermanoromane“! Entschuldigung liebe Besucher für dieses barbarische Akronym, wir haben nichts Besseres zu bieten, um diesen interessanten Mann zu qualifizieren!

Büste eines Tribocis, aus einem Dokument aus dem Netz über die keltischen und germanischen Stämme.

Und hier sind wir schon fast am Ende unserer schönen Geschichte über die Antike („ab antiquo “) auf der Wasenbourg und in seiner näheren Umgebung. Hat es Ihnen gefallen? Wie das lateinische Zitat sagt: „Forsam et haec olim meminisse juvalit “ „vielleicht erinnerst du dich eines Tages mit Freude daran? “ … Es würde uns freuen liebe Besucher!

Doch, bevor wir in das Tal zurückkehren wollen wir noch unseren dritten und letzten Spot auf die Römische Legion richten:

Modell eines römischen Artilleristen; Foto des Autors aus dem Museum Sumelocenna/ Rottenburg im Jahr 2017

Die Armee des Senats und des römischen Volkes, dann die der Kaiser, war der wahre Vektor der Eroberung und der Romanisierung des Reiches. Wir haben das Glück, laut der Historiker, dass die Achte Legion einen Posten (specula) auf dem Wachtfelsen besetzte.

Daher können wir kurz in ihr Abenteuer einsteigen!

Die Eroberung Galliens in Bezug auf Moral, Ausrüstung und Kampfgeist war nicht im Voraus gewonnen. Cäsars Legionäre hatten die Gallier die Norditalien zwei Jahrhunderte früher erobert hatten, in Erinnerung. In der Tat, der Prokonsul Cäsar benötigte etwa fünfzehn Legionen, um die Gallier, die Germanen des Südens und die Bretonen zu besiegen. Es sollte jedoch beachtet werden, dass die Legionen von den Anfängen bis zu den letzten Tagen Roms ständig neu organisiert und an den Feind und seine Taktik angepasst wurden; dies war ihre große Stärke. Die 8.Legion ist das perfekte Beispiel dafür, da sie über 400 Jahre als Kampfeinheit mit derselben Nummer, bestand. Sein Adler (das Emblem der Legion) war siegreich in Gallien, in Germanien, in Britannien, in Italien, in Kleinasien; in Actium in Griechenland wurde sie wegen ihrer Loyalität gegenüber Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, „Legio VIII Augusta“ getauft. Sie kämpfte auch in Pannonien (Mitteleuropa) und dann wieder im 1.Jahrhundert in Gallien gegen die Bataver und die Lingonen (siehe die Karte der Gallischen Kriege, um diese Völker zu lokalisieren). Die VIII Legion wird bis zum 4./5. Jahrhundert in Argentoratum (römisch), dem alten keltischen Argentorate, Garnison halten. Noch heute finden Archäologen ihre Spuren in der Nähe des Straßburger Münsters.

Foto des Straßburger Denkmals zum Gedenken an Argentoratum 2021.

Werfen wir einen Blick auf diese Legion von innen!

Die Legion ist ein homogenes Infanteriekorps von 4000 bis 6000 Mann, das manövriert, um den Gegner zu „unterwerfen“ und zu vernichten. Als Spähtruppe verfügt sie über eine Kavallerie von 150 bis 300 Kämpfern. Das Korps hat oft ausländische Hilfstruppen wie die berühmten numidischen Bogenschützen oder die beeindruckenden germanischen oder gallischen Reiter usw. Es sollte jedoch beachtet werden, dass das Vertrauen in fremdes Kontingent immer begrenzt war bei den Römern; sie waren nur sehr selten mit der Haupthandlung, die über das Schicksal der Schlacht entscheiden sollte, verbunden. Die römischen Soldaten wurden von einer großen Anzahl von Hilfskräften begleitet, die sie von der Bürde der Logistik entlasteten: Waffendiener, Hufschmiede, Schmiede, Stallknechte, Zimmerleute und Kantiniere, usw.  sowie Kaufleute, die die Beute sofort erwarben, um sie weiterzuverkaufen. All dieses kleine Volk war für den reibungslosen Ablauf der Militärkampagne unerlässlich.

Römischer Reiter; Foto des Autors,Nationales archäologisches Museum, Saint-Germain en Laye, 2017

Die Legion besteht aus zehn Kohorten, die dreißig Manipel bilden, die wiederum sechzig Centurien Infanteristen ausmachen. Die Kavallerie ist in zehn Eskadronen mit jeweils 30 Mann / Pferden unterteilt. Der Einsatz von Fuß- und berittenen Einheiten ist flexibel und je nach feindlicher Bedrohung teilbar. Die Legionäre haben einen hervorragenden Kampfwert durch ihre Bewaffnung, ihre kriegerischen Qualitäten, aber auch durch einen sehr guten Lohn und ein Recht auf Beute. Die Besten von ihnen sind in der ersten Kohorte zu finden. Sie werden von Berufsoffizieren (Militärtribunen, Dekurionen für die Kavallerie und Zenturios für die Infanterie) oder von Befehlshaber für einen langfristigen Dienst aus der Aristokratie, kommandiert. An der Spitze der Zenturionischen Hierarchie steht der Tapferste aller Tapferen, dessen Meinung immer beim “ Consilium “ (beim Kriegsrat) gefragt wird: es ist der “ Primi Pili Centurio «, « der erste Speer der Centurie «; dieser Soldat ist auch der „Aquilifer “, der Träger des Adlers der Legion. Ein weiterer wesentlicher Offizier ist der Führende General. Derjenige, der in den Feldzug zieht, trägt einen scharlachroten Wollmantel, das „Paludamentum “ genannt; seine Legionäre legen Ihm einen Treueeid ab, er selbst ehrt die Götter des Kapitols bevor seine Armee in den Krieg zieht. Hat der General zwar die vollständige Leitung der Militäroperationen, entscheidet jedoch der Senat (und später der Kaiser) über die Entsendung von Verstärkung, von Verlängerung der Militärkredite und für den Friedensvertrag.

Die Legion ist sehr offensiv dank ihrer Bewegungsgeschwindigkeit: 30 bis 40 km ein einem Tag. Auf dem Gelände ist sie gut organisiert: sobald die Einheit stationiert, baut sie ein geschütztes Lager; wenn sie eine Festung angreift wendet sie unerbittliche Belagerungstechniken an. Die römischen Lager sind berühmt, einige lassen Städte oder Siedlungen erahnen, die es heute noch gibt. Was den Osten Galliens anbelangt, sind sie auf beiden Seiten des Rheins ansässig, wie zum Beispiel Speyer, Straßburg natürlich, oder Offenburg. Es gab viele andere Beispiele an den östlichen Flüssen in Germanien. Es war der Auftrag der Legionen und insbesondere der 8.Legion die Strategie des Limes (eine befestigte Grenze) umzusetzen: Befestigung der Donau am östlichsten Punkt, des Neckars, der Mosel und des Rheins im Westen des Reiches. Es galt, dieses eroberte Reichsgebiet möglichst zu schützen und militärisch in geographischer Tiefe zu halten. Angesichts eines zu starken feindlichen Vorstoßes konnten sich die Legionen so nach Westen zurückziehen und jedes Mal wieder einen militärischen Präsenz an einem großen Fluss oder an einer natürlichen Barriere konsolidieren. Diese Strategie funktionierte über Jahrhunderte, bis die Barbareneinfälle des 4./5.Jahrhundet ihr allmählich ein Ende setzten. Aber das ist eine andere Geschichte!!!

Skizze des Autors des römischen Lagers von Straßburg, inspiriert von einem Stadtrundgang, vorgeschlagen vom archäologischen Museum der Stadt vorgeschlagen.

Damit, liebe Freunde, endet unsere fast 1000-jährige Reise in die Antike. Es wurde uns von dem keltischen und römischen Wachtfelsen, von den Überresten des antiken Tempels, von der lateinischen Inschrift des triboci Bürgers Severinius Sattulinus und von der 8.Legion Augusta im Elsass eingehaucht. Dank ihrer Anwesenheit auf der Wasenbourg konnten wir uns mit ihren jeweiligen Jahrhunderten verbinden.

 

Diese Geschichte wird vielleicht sogar ein wenig Nostalgie in Ihnen geweckt haben. Sie wären nicht die Einzigen. Viele elsässische Schriftsteller haben diese vorchristliche Vergangenheit besungen! Wir können zum Beispiel den sehr „keltophilen “ Autor des berühmten Werks „Les Grands Initiés“ Edouard Schuré zitieren, ein französischsprachiger elsässischer Schriftsteller (1841-1929): „Unter den unzähligen Felsen, die die Vogesen krönen und an ihren Seiten liegen, gibt es wie in der Bretagne, Steine, die sprechen. Auf dem kahlen Bergkamm oder am steilen Hang inmitten der Tannenwälder stehend, dominieren diese riesigen Menhire grüne Ozeane. Sie sind die stummen Zeugen vergangener Zeiten. Wenn Du in dunklen Nächten dein Ohr an die Risse des moosbedeckten Sandsteines hältst, glaubst Du, aus den Eingeweiden des Steins helles Lachen oder wohlklingende Seufzer zu hören…“ (Auszug aus: Die großen Legenden Frankreichs).

Wenn Sie wie der Dichter auch dafür empfänglich sind, kommen Sie eines Tages wieder auf die Höhen von Niederbronn-les-Bains! Probieren Sie es an dem Stein des Wachtfelsens aus, setzen Sie sich dann für einen Moment an eines der gotischen Fenster der Wasenbourg, und sehen Sie schweigend in die Ferne! Lassen Sie sich, liebe Besucher, einfach von der Bedeutung dieses einzigartigen Ortes inspirieren!

Der vom Autor fotografierte Wachtfelsen auf der Falkensteinerbachtalseite im Winter 2022.
Foto des Niederbronner-Panoramas, aufgenommen vom Autor im Frühjahr 2021 aus einem anderen gotischen Fenster der Wasenbourg.